Krise der Streicher - eine globale Erfolgsstory ?
Im Rahmen der Jahrestagung der deutschen Sektion der „European string teachers association“ ESTA fand in Bad Brückenau eine Diskussion über die Zukunft der Streicherausbildung in Deutschland statt. Anschließend an ein Referat von Theo Geißler, in dem er auf satirische Weise das „Sparpotenzial“ im Streicherberuf aufzeigte, diskutierten Hartmut Karmeier (DOV), Theo Geißler, Prof. Michael Dartsch ( Hochschule Saarbrücken), Prof. Ulf Klausnitzer und Agnes Stein von Kamienski (beide ESTA ) unter lebhafter Beteiligung des Plenums, ob angesichts einer jährlich wachsenden Zahl von Teilnehmern am Wettbewerb „Jugend musiziert“ und zumindest stagnierender Zuschauerzahlen in Sinfoniekonzert und Oper tatsächlich von einer Krise gesprochen werden kann. Dabei scheint die Welt in ländlich bzw. kleinstädtisch strukturierten Räumen Süddeutschlands vielleicht eher in Ordnung als in den Großstädten, die aufgrund der wegziehenden „bürgerlichen Mitte“ an kultureller Auszehrung leiden. Generell kann gesagt werden, dass trotz allseits zunehmender medialer Verfügbarkeit von Musik, bei Kindern und Jugendlichen die sogenannte klassische Musik an Einfluss verliert. Kaum ein 14jähriger wird seinen ipod mit Verdi-Opern bestücken, während auch die entsprechende Elterngeneration eher der Wellness-Musik in Sauna und Konsumtempel ausgesetzt ist, als sich nach Feierabend eine Schubertsinfonie anzuhören. Insbesondere die Debatte um die Initiative „Das ganze Werk“ zeigt, wie wenig in unserer Gesellschaft die Bereitschaft verankert ist, sich über mehr als 10 Minuten in komplexe musikalische Werke einzuhören.
Agnes Stein von Kamienski
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Rive Gauche - oder – War Paganini Linkshänder ? Gedanken über ein Tabu-Thema der Streicherpädagogik Während eines Konzertes mit Werken von Niccolo Paganini geriet ein linkshändigerKollege ins Grübeln über die gehörten Stücke und stellte die oben genannte Vermutung an. Der linkshändige und links streichende Geiger Martial Gauthier, Gründer des Castagneri- Quartetts und Professor an der „école nationale de musique“ in Créteil berichtete auf der Was tut also ein Geiger, der partout nicht das schöne Händchen zum Streichen benutzen will? Gauthier listete seine Erfahrungen auf, angefangen bei seinem ersten Lehrer, der ihn einfach machen ließ, anfangs nur mit umgespannten Saiten, über seinen vergeblichen Versuch, unter seelischen Qualen und körperlichen Schmerzen doch umzulernen, da ihm sonst ein Leben als Berufsmusiker verwehrt sei, bis zu seinen Erfahrungen in Wettbewerben, die er dann wider alle Ratschläge und Erwartungen bestreiten konnte und sogar gewann. Sein eigenes starkes Gefühl, dass es so „verkehrt herum“ für ihn recht und richtig sei, ließ ihn schließlich alle Widerstände überwinden. Sein Fazit nach allen Wettbewerben : Als „Linksgeiger“ bleibt man den Juroren im Gedächtnis, was oft ein Vorteil ist. Allerdings, wo sind die Orchesterstellen für Linkshänder, und wenn sie eingerichtet würden, wären sie dann nur für die 2.Violine ? Was ist mit Bratschern und Cellisten und was machen Hobbymusiker, die den teuren Umbau scheuen, bzw. ein neu gebautes Instrument nicht bezahlen können.
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